Seit meiner Kindheit bin ich am liebsten in der Natur unterwegs. Ich bin Mitglied bei Pro Natura sowie Bioterra, habe immer wieder Kurse besucht und an Exkursionen teilgenommen. Nachdem die Klimajugend – inklusive meiner Tochter – für das Klima und die Natur protestiert hatte, war mein Entschluss gefasst: Ich wollte Rangerin werden.
Der Rangerlehrgang war genau das Richtige für mich. In diesem Beruf kann ich aktiv, sehr direkt und vor allem vor Ort etwas für den Naturschutz tun. Gleichzeitig habe ich die Möglichkeit, andere Menschen für den Schutz der Umwelt zu gewinnen. Nun arbeite ich seit einem Jahr als Rangerin beim Naturzentrum Thurauen im Zürcher Weinland. Seit letztem Oktober leite ich saison abhängigein Team von 3-5 Mitarbeitenden. Wir sind angestellt bei der Stiftung Paneco, die den Rangerdienst im Auftrag der Kantone Zürich und Schaffhausen betreibt.
Lehrreiche Gespräche
Die Thurauen sind ein einzigartiges Auengebiet. Zu unseren Aufgaben gehört es, die Besuchenden zu informieren und sensibilisieren, sei es im Auenschutzgebiet Thurauen bei Flaach, im Flachmoor Husemerseen bei Ossingen oder auch im Schutzgebiet Alter Rhein im Kanton Schaffhausen. Ranger informieren über die Besonderheiten ihrer Gebiete und machen Führungen sowie Exkursionen. Sie sorgen aber auch dafür, dass die Schutzverordnungen eingehalten werden. Sind Zäune, Abschrankungen oder etwas dergleichen defekt, melden wir dies oder reparieren es gleich selbst. Die Thurauen sind rund 400 Hektar gross, deshalb bin ich dort mit dem Fahrrad unterwegs. Im Schutzgebiet Alter Rhein und an den Husemerseen gehe ich zu Fuss. Rangerinnen und Ranger müssen über eine gute körperliche Konstitution verfügen und wetterfest sein.
Vor allem an schönen Tagen sind viele Menschen in den Gebieten unterwegs. Mit den meisten führe ich gute Gespräche, da sie grosses Interesse an der Natur zeigen. Dabei lerne auch ich regelmässig Neues über die hiesige Flora und Fauna dazu. Wir müssen gut kommunizieren können: Manchmal kommen kritische Fragen, bei Verstössen müssen wir uns durchsetzen. Wichtig ist, dass wir uns abgrenzen und Kritik nicht persönlich nehmen. Im Kanton Zürich haben wir die Befugnis zu büssen. Damit gehe ich jedoch äusserst zurückhaltend um. Es gilt immer: «Sensibilisieren vor Zurechtweisen».
Das Bildungszentrum Wald bildet in Lyss (BE) und Maienfeld (GR) Rangerinnen und Ranger aus. In Lyss wird die Ausbildung auch auf Französisch angeboten. Der Lehrgang beinhaltet 37 Unterrichtstage und dauert rund ein Jahr. Die Module setzen sich aus mehreren Blockveranstaltungen zusammen. Während die Theorietage in Lyss oder Maienfeld abgehalten werden, finden die praktischen in Schutzgebieten in der ganzen Schweiz statt. Die Module sind aufgegliedert in «Grundlagen und Methoden», «Lenken und Beaufsichtigen» sowie «Aufklären und Sensibilisieren». Der Berufsverband Swiss Rangers verfolgt das Ziel, die eidgenössische Anerkennung für den Beruf zu erhalten. Die meisten Rangerinnen und Ranger arbeiten Teilzeit.
Auf Dialog setzen
Die Leinenpflicht für Hunde ist ein grosses Thema bei uns. Täglich bitten wir Besuchende, ihre Tiere an die Leine zu nehmen. Oft sind sie sich nicht bewusst, dass sie sich in einem Naturschutzgebiet befinden und überall die Leinenpflicht gilt.
Leider werden auch oft Betretverbote missachtet, etwa im Naturwaldreservat oder in den sensiblen Uferschutzzonen. In solchen Fällen setze ich vor allem auf Dialog, um für die Bedürfnisse der Natur zu sensibilisieren. An schönen Sommertagen sind die Menschen auf dem Wasser eine Herausforderung. Es gehört zu unserer Arbeit, zu verhindern, dass diese mit SUPs, Kanus und Gummibooten in den Sperrzonen anlanden. Denn auf den Kiesbänken an der Thur brüten seltene Vögel wie der Flussregenpfeifer. Mittels einer entsprechenden Besucherlenkung machen wir auf diese Sperrzonen aufmerksam. Verbotstafeln werden leider manchmal übersehen oder missachtet.
Doch die positiven Aspekte des Berufs überwiegen bei Weitem: Ich arbeite in der Natur, sehe viele Pflanzen sowie Tiere und erlebe die Jahreszeiten hautnah.
Barbara Hauschel
Bis 2025 ging die 58-Jährige verschiedenen Tätigkeiten als Kauffrau nach. 2022 machte sie den Rangerlehrgang am BZW Lyss. Seit dem 1. April 2024 arbeitet sie als Rangerin in den Thurauen. Am 1. Oktober 2024 übernahm sie die Funktion als Teamleiterin. Sie absolvierte verschiedene Kurse, um mehr über Schweizer Vögel, Fledermäuse und Amphibien zu lernen. Barbara Hauschel hat eine erwachsene Tochter und ist in Bischofszell/TG wohnhaft.