Fast drei Viertel der Schweizer Bevölkerung lebt in Städten und Agglomerationen und ist während Hitzeperioden vom Wärmeinseleffekt betroffen. Bereits moderat heisse Tage mit Tagesmitteltemperaturen bis 25 Grad Celsius stellen eine Belastung für die menschliche Gesundheit dar. Vor allem ältere Menschen, Pflegebedürftige, Personen mit chronischen Erkrankungen, Schwangere, Kleinkinder und Säuglinge sind anfällig für gesundheitliche Konsequenzen durch Hitze. Relevant sind dabei nicht nur die Höchsttemperaturen am Tag, sondern auch hohe Nachttemperaturen. Sie beeinträchtigen die Erholung zusätzlich.  

Im Sommer 2023 wurden gemäss Behörden in der Schweiz 542 Todesfälle der Hitze zugeschrieben, fast die Hälfte davon entfiel auf die Hitzeperiode in der zweiten Augusthälfte. Rund 95% der hitzebedingten Todesfälle betrafen Personen ab 75 Jahre und knapp zwei Drittel (63%) Frauen. Eine Herausforderung ist die Hitze auch für die Spitex-Organisationen. «Hitzeperioden können bei älteren Personen unter anderem zu Kreislaufproblemen führen. Entsprechend intensivieren in solchen Perioden unsere Pflegenden bei Bedarf die Betreuung», so Denise Birchler, Leiterin Kommunikation Spitex Schweiz, dem nationalen Dachverband von Spitex-Kantonalverbänden und weiteren Organisationen für professionelle Pflege und Unterstützung zu Hause. Es würden auch vermehrt Notfälle auftreten, bei denen eine Pflegefachperson vor Ort sofort reagieren müsse. 

Von der Spitex Genf liegen für den Hitzesommer 2023 konkrete Zahlen vor. Sie hat: 

  • über 2300 Personen als besonders gefährdet identifiziert, ihnen wurde eine individuelle tägliche Betreuung geboten.  

  • bei diesen als besonders gefährdet identifizierten Personen fast 21’000 Kontrollanrufe getätigt.  

  • nach den Kontrollanrufen über 300 zusätzliche Hausbesuche gemacht, um die Sicherheit der Personen zu gewährleisten. 

Bei den Ratschlägen im Umgang mit Hitze hält sich die Spitex an die Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit BAG. «Es gibt kantonale Organisationen, die sich sehr intensiv mit dem Thema auseinandersetzen und eigene Sensibilisierungskampagnen führen. Ein vorbildliches Beispiel hierfür ist die Spitex des Kantons Genf», so Denise Birchler. Der nationale Dachverband bietet in erster Linie Dienstleistungen, Informationen und Angebote für seine Mitglieder, die Spitex-Kantonalverbände und die Spitex-Organisationen vor Ort. «Diese erreichen wir über die Social-Media-Kanäle und über unseren internen Newsletter. In diesem machen wir immer wieder auch auf Kampagnen und Themen des BAG aufmerksam», so Birchler. 

Wie schütze ich mich draussen?

Im Sommer ist die Sonneneinstrahlung zwischen 11 und 15 Uhr am stärksten, die Temperaturen aber sind erst zwischen 15 und 18 Uhr am höchsten. Gerade ältere Personen sollten sich in diesen Zeiten drinnen aufhalten. Körperliche Anstrengungen sind zu vermeiden. 

Meiden Sie direkte Sonneneinstrahlung, cremen sie sich mit einem geeigneten Sonnenschutz ein und halten Sie sich möglichst im Schatten auf.

Tragen Sie leichte und luftige Kleidung, eine Sonnenbrille und eine helle Kopfbedeckung. 

Legen Sie häufiger Pausen im Schatten ein und erfrischen Sie sich an öffentlichen Brunnen, indem Sie Ihre Unterarme und Handgelenke in das kühle Wasser halten. 

Informieren Sie sich über die Wetterprognosen und legen Sie wenn möglich Termine in die kühleren Tageszeiten.

Wie schütze ich mich drinnen?

Bei hohen Temperaturen bleiben Innenräume dank richtigem Lüften und Abdunkeln kühl. 

Lüften Sie früh am Morgen und in der Nacht, wenn die Temperaturen am tiefsten sind.

Ziehen Sie tagsüber die Vorhänge zu und schliessen Sie die Storen, um die Sonneneinstrahlung zu verringern.

Kühlen Sie Ihren Körper mit einer lauwarmen Dusche, halten Sie kalte Tücher auf Stirn oder Nacken und gönnen Sie sich ein kaltes Fuss- oder Handbad. 

Was soll ich an heissen Tagen essen und trinken?

Regelmässiges Trinken gleicht den Flüssigkeitsverlust aus, den der Körper durch Schwitzen erleidet. Am bekömmlichsten sind lauwarme Getränke. Eiskalte Getränke belasten den Organismus zusätzlich, da der Körper die kalte Flüssigkeit auf die normale Körpertemperatur aufheizen muss. 

Trinken Sie täglich mindestens 1½ Liter Wasser oder ungesüssten Tee, auch wenn Sie kein Durstgefühl verspüren. Am besten vermeiden Sie Alkohol, Koffein und Süssgetränke.

Kleinere und leichte Mahlzeiten sind einfacher zu verdauen und belasten den Körper weniger. Salat, Gemüse, Milchprodukte und Früchte wie Melonen und Ananas haben einen besonders hohen Wasser- und Mineralstoffanteil. Sie helfen dabei, den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt auszugleichen. 

Anpassung an moderate Hitze bereits erfolgt

Zwischen 1980 und 2023 ist die jährliche Zahl hitzebedingter Todesfälle in der Schweiz nicht im gleichen Ausmass gestiegen wie die Hitzebelastung. Der Grund: An Tagen mit moderat hohen Tagesmitteltemperaturen (unter 25 °C) ist die hitzebedingte Sterblichkeit zurückgegangen – ein Hinweis darauf, dass sich die Bevölkerung zumindest teilweise an die zunehmende Hitze angepasst hat. Diese Entwicklung lässt sich möglicherweise auf physiologische Anpassungen oder auf wirksame Hitzeschutzmassnahmen zurückführen. An Tagen mit hohen (25 bis 27 °C) und sehr hohen Temperaturen (ab 27 °C) ist eine solche Anpassung bisher jedoch nicht erkennbar.