Es war im Herbst 1993 als Daniel und Markus Freitag auf ihrer Suche nach einer funktionellen, wasserabweisenden und robusten Tasche ein Unikat aus wiederverwendetem Material entwickelten. Um die Gründung des KMUs ranken sich viele Mythen: nähen der ersten Taschen auf der Maschine der Mutter, inspiriert von LKWs, die an ihrer WG vorbeifuhren, der erste Mitarbeiter verdient mehr als die beiden Brüder zusammen etc. Glaubt man all dem, dann sind die Brüder per Zufall in das Abenteuer FREITAG gestartet. Dass sie damit im Bereich der Kreislaufwirtschaft unterwegs sind, sei ihnen damals aber noch nicht ganz klar gewesen. Und dass neben dem Teilen, Wiederverwenden und Reparieren das Wiederaufbereiten sogar ein besonders ressourcenschonendes Geschäftsmodell ist, ebenso nicht.

Erfolgreich durch Kreislaufwirtschaft

Die Grundsätze, gebrauchte Materialien so lange wie möglich im Umlauf zu halten und in Kreisläufen zu denken, wurden aber recht schnell zu den Grundpfeilern des Unternehmens. Heute sind sie in der «Circularity Roadmap» festgehalten, eine Weiterentwicklung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie: sparsam mit Ressourcen und Energie umgehen, bis 2030 alle Materialkreisläufe schliessen.

Diese Ziele stellen das KMU immer wieder vor Herausforderungen, erklärt Bigna Salzmann, Circular Technologist bei FREITAG: «Unsere Taschen aus gebrauchten LKW-Planen sind im Upcycling-Bereich zu Hause. Mit umfassenden Reparaturservices und einer Gratis-Tauschplattform verlängern wir zwar ihren Lebenszyklus noch einmal um ein paar Jahre, aber der technische Materialkreislauf lässt sich damit noch nicht ganz schliessen».

Die kreislauffähige Plane

Deswegen arbeitet das KMU daran, dass die gebrauchten LWK-Planen am Ende eines Taschenlebens wieder für die Produktion von neuen verwendet werden können: Zusammen mit Industriepartnern versucht FREITAG eine kreislauffähige Plane zu entwickeln. Einen Prototyp ist bereits auf den Strassen unterwegs. Diese Strategie beschreibt ein Vorgehen, das in einer neuen Studie als ein Faktor identifiziert wurde, der Schweizer KMUs dabei hilft, erfolgreich durch Kreislaufwirtschaft zu sein: branchenweit und -übergreifend zusammenarbeiten. An der Studie, die der Think- and Do-Tank sanu durabilitas im Auftrag von BAFU und SECO durchgeführt hat, waren 15 erfolgreiche Schweizer KMUs beteiligt, darunter auch FREITAG.

Leben verlängern dank Reparaturangeboten: im Store (wie hier in München) oder durch ein Netz von regionalen Reparaturwerkstätten.

Leben verlängern dank Reparaturangeboten: im Store (wie hier in München) oder durch ein Netz von regionalen Reparaturwerkstätten. ©Freitag

«Je grösser die Kreise, desto besser»

FREITAG findet, Veränderungen können nicht nur durch die Nachfrage oder den Gesetzgeber angestossen werden, sondern auch durch Unternehmen. Das grösste Potential läge am Anfang der Wertschöpfungskette und im Aufbau von Partnerschaften. Aber FREITAG zeige, dass auch ein KMU, das am Ende der Wertschöpfungskette agiert, an einer positiven Veränderung für mehr Kreislaufwirtschaft in der Schweiz mitwirken kann. «Kreislaufwirtschaft geht nicht allein», resümiert Bigna Salzmann «je grösser der Kreis, desto besser kann sie ihr Potenzial entfalten.»