Nicht nur der Joghurtbecher ist aus Plastik. Auch die Müesliverpackung und die Zahnbürste, die Zahnpasta-Tube und vielleicht das Brillengestell. Bereits bis zum Frühstück kommen wir viele Male in Kontakt mit Plastik. Kein Wunder: Plastik ist vielseitig einsetzbar und wird den Menschen auch künftig dienen. Aber schon heute können viele Länder Plastikabfälle nicht umweltgerecht entsorgen, was zu einer erheblichen Umweltbelastung führt. Denn Plastik baut sich nur sehr langsam ab, der Vorgang kann mehrere hundert Jahre dauern. Dadurch verteilt sich Plastik rund um den Globus und reichert sich in der Umwelt an. Und zwar überall, sei es in den hiesigen Böden, im arktischen Eis, in den Bergen, in Seen oder im Magen von Tieren. In der Schweiz gelangen jedes Jahr rund 14'000 Tonnen Kunststoffe in die Böden und Gewässer.  

Die Schweiz verfügt über eine gut funktionierende Abfallwirtschaft. Sie erzielt generell hohe Recyclingquoten, zum Beispiel beim Glas, bei PET-Flaschen oder bei Alu. Auch das Recycling von Kunststoffen nimmt zu. Neben den etablierten Sammlungen für PET-Getränkeflaschen und Kunststoffflaschen gibt es ein wachsendes Angebot an Separatsammlungen von gemischten Kunststoffabfällen: Man kann bequem daheim Plastikfolien, Quarkbecher und ähnliches in spezifischen Säcken sammeln, statt in den herkömmlichen Kehrichtsack zu werfen. Das gesammelte Material wird danach getrennt, eingeschmolzen und zu Kunststoffgranulat verarbeitet, aus diesem Granulat werden dann neue Produkte hergestellt. Aktuell ist in der Schweiz ein vollständiger Kreislauf für die Sammelsäcke mit gemischten Kunststoffabfällen nicht möglich, da Anlagen dazu fehlen, aber die Branche befindet sich in einem wichtigen Entwicklungsschritt.  

Im waadtländischen Grandson steht schweizweit die erste Pilotanlage, in der Kunststoffabfälle aus Haushalten getrennt werden können. ©Cand-Landi
Im waadtländischen Grandson steht schweizweit die erste Pilotanlage, in der Kunststoffabfälle aus Haushalten getrennt werden können. ©Cand-Landi
Die Anlage von Cand-Landi ist einzigartig, denn nur hier kann derzeit der ganze Inhalt eines Sammelsacks mit gemischten Kunststoffen sortiert werden - also harte und weiche Kunststoffe oder auch Milch- oder Saftbehälter. ©Géraldine Eicher
Die Anlage von Cand-Landi ist einzigartig, denn nur hier kann derzeit der ganze Inhalt eines Sammelsacks mit gemischten Kunststoffen sortiert werden - also harte und weiche Kunststoffe oder auch Milch- oder Saftbehälter. ©Géraldine Eicher

Im waadtländischen Grandson steht schweizweit die erste Pilotanlage, in der solche Kunststoffabfälle aus Haushalten getrennt werden können. Xavier Prudhomme leitet die Firma Cand-Landi, die die Pilotanlage betreibt. Diese Anlage sei einzigartig, denn nur bei ihnen könne derzeit der ganze Inhalt eines Sammelsacks mit gemischten Kunststoffen sortiert werden, also harte und weiche Kunststoffe oder auch Milch- oder Saftbehälter, erklärt er. Seine zwei Ziele: Ein definitives Sortierzentrum, es soll bis in 3 Jahren stehen. Zudem will er den gesammelten Kunststoff auch hier zu Granulat verarbeiten, damit dieser Arbeitsvorgang nicht im Ausland erledigt werden muss.  

Die neue Branchenorganisation RecyPac strebt ebenfalls ein einheitliches Recycling in der Schweiz an, damit möglichst viele Plastikverpackungen im Kreislauf landen und nicht nach einmaligem Gebrauch einfach in der Kehrichtverbrennung enden. Die Branche hat derzeit noch verschiedene Herausforderungen, sagt Odile Inauen, Geschäftsführerin von RecyPac im Interview: 

Odile Inauen, Geschäftsführerin von Recypac ©Recypac

Odile Inauen

Odile Inauen ist Geschäftsführerin von Recypac.

Welche Herausforderungen hat Ihre Branche?

Odile Inauen: Es gibt tatsächlich noch einige Hürden, die das Recycling von Verpackungen und Getränkekartons erschweren. Es gibt beispielsweise noch viele Verpackungen, die nicht rezyklierbar sind, Verpackungen, die aus verschiedenen Kunststoffen bestehen. In unserer Branchenorganisation fördern wir darum geeignete Designs: Verpackungen sollten aus einem einzigen Kunststoffmaterial hergestellt werden. Aus dem Kunststoff PE beispielsweise kann dann wieder etwas aus PE entstehen, das Rezyklat herzustellen, ist dann einfach. 

Wie packt RecyPac diese Herausforderungen an? 

Ein Beispiel: Wir haben mit allen Akteuren gemeinsam ein kleines Piktogramm entwickelt, das die Marken auf den Verpackungen anbringen werden. Damit können die Konsumentinnen und Konsumenten auf einen Blick erkennen: Diese Verpackung gehört in den Plastik-Sammelsack. 

Was kann aus rezykliertem Plastik Neues entstehen? 

Das Rezyklat kann dann für verschiedene Produkte und Non-Food-Verpackungen eingesetzt werden, zum Beispiel für Boxen, Flaschen, Folien, Rohre, Kleiderbügel. Oder auch für Säcke: Unser «RecyBag» ist aus rezykliertem Plastik.  

Wieviel kann heute rezykliert werden?  

Ungefähr die Hälfte des Sammelguts. Der Rest sind Fremdstoffe, zum Beispiel Abfälle oder Materialien aus verschiedenen Kunststoffen oder auch Restflüssigkeiten in einem Behälter. 

Was geschieht mit diesen Fremdstoffen? 

Sie werden thermisch verwertet oder verbrannt, das heisst, sie werden in eine Kehrichtverbrennungsanlage oder ein Zementwerk gebracht.  

Wo stehen die Überlegungen des Branchenverbands RecyPac hinsichtlich des Baus von eigenen Anlagen? 

Es gibt nun die Sortieranlage in Grandson. Wir sind in Kontakt mit Unternehmen und wissen, dass es viele Pläne gibt für solche Investitionen. Man muss einfach wissen: Es sind grosse Investitionen. Eine Anlage baut man nicht so einfach. Die Unternehmen brauchen entsprechend Planungssicherheit, um in solche Investitionen einzusteigen. Und hier denken wir, dass die geplante neue Verpackungsverordnung auf Bundesebene die nötige Sicherheit geben wird. Dann gibt es einen rechtlichen Rahmen in der Schweiz, damit solche Investitionen möglich sind.  

Der Lebensweg eines Joghurtbechers

Früher wurde vieles einfach in den Abfall geworfen, auch Plastik. In den vergangenen 25 Jahren hat sich die politische, gesellschaftliche und technologische Landschaft aber wesentlich verändert. Heute werden vermehrt Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung gefordert. Dies spiegelt sich auch im neu revidierten Umweltschutzgesetz wider. 

Von den Kunststoffabfällen werden hierzulande nur rund 9 Prozent rezykliert. Politik und Gesellschaft fordern zunehmend Massnahmen zugunsten der Umwelt. Im waadtländischen Grandson steht die erste Pilotanlage, in der verschiedene Plastikabfälle aus einem Sammelsack getrennt werden können. Der Podcast dieumwelt.ch hat die Anlage besucht. Warum leere Chipssäcke nicht in den Sammelsack gehören und ob man Joghurtbecher auswaschen muss vor dem Recycling ist zu hören im Podcast:

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