«Zwischen 9 und 12 Jahren – einem Alter, in dem die eigene Identität noch nicht gefestigt ist – spielen bestimmte Personen und Ereignisse eine entscheidende Rolle. Für mich waren es die ländliche Umgebung, meine Familie und vor allem ein Lehrer, der mir seine Leidenschaft für die Natur vermitteln konnte.
Und dann bin ich eines Abends im Wald einem Salamander begegnet. Damals war ich elf Jahre alt. Ein paar Wochen später konnte ich miterleben, wie ein Salamander im Terrarium in meinem Zimmer seine Jungen zur Welt brachte. Das war wunderbar! Aber mir war bereits damals bewusst, wie sehr die Natur bedroht ist. Das hat mich dazu inspiriert, in meinem eigenen Einflussbereich aktiv zu werden. Also habe ich eine kleine Zeitschrift gegründet, um schöne Tiergeschichten zu erzählen: La Salamandre. Heute ist daraus ein Verlag mit 28 Mitarbeitenden geworden, der drei Zeitschriften, Bücher und Naturdokumentationen produziert.
«Ich möchte daran glauben, dass man mit einem Buch, einer Zeitschrift oder einem YouTube-Kanal etwas verändern kann. Zumindest in unserem eigenen Einflussbereich.»
Eine positive Botschaft vermitteln
Nach meinem Biologiestudium an der Universität Neuenburg beschloss ich, La Salamandre zu meinem Beruf zu machen. Aber es war nie mein Traum, ein Unternehmen zu gründen oder Chef zu werden. Ich muss sogar gestehen, dass es mir einige Jahre lang schwergefallen ist, diese Rolle zu übernehmen. La Salamandre ist deshalb als gemeinnütziges Unternehmen organisiert. Wenn am Ende des Jahres Geld übrig bleibt, kommt ein Teil davon der Natur zugute und wird verwendet, um konkrete Projekte wie beispielsweise das Pflanzen von Hecken oder das Anlegen von Biotopen zu finanzieren. Ich will eine positive Botschaft vermitteln und nicht Geld anhäufen. Wir teilen die Verantwortung und führen gemeinsam. Seit ein paar Jahren bin ich nicht mehr Direktor. So kann ich mich auf meine Aufgaben als Botschafter der Werte, die La Salamandre vertritt, konzentrieren. In diesem Winter habe ich mich zum Beispiel drei Monate lang zurückgezogen, um mein Buch «Une vie pour la nature» zu schreiben. Ich delegiere also sehr viel und das hilft mir, genügend Zeit zu haben für meine Patchworkfamilie mit drei Kindern, für meine Frau, in die ich auch nach 12 Jahren immer noch über alle Ohren verliebt bin, für meinen Freundeskreis und natürlich für die Natur.
Der Wert der Natur
Die Natur gibt mir Energie, hier kann ich mich regenerieren. Eine Verbindung zum Lebenden zu bewahren ist meiner Ansicht nach für alle wichtig, nicht nur für mich. Die Natur bietet unschätzbare Ressourcen: Energie, Verankerung, Entschleunigung. Ihnen kommt angesichts der zahlreichen Herausforderungen eine grosse Bedeutung zu. Ich möchte, dass meine Kinder sie nutzen können. Aber auch die Gesellschaft soll davon profitieren und ihren Wert erkennen, damit sie sich um unsere Beziehung zur Tier- und Pflanzenwelt kümmert. Das ist die Botschaft dieses Buches. Durch die Begegnungen mit unseren wilden Cousinen und Cousins wollte ich etwas Positives vermitteln, denn wir gehören ganz klar zur gleichen Familie. Ich spreche auch über meinen persönlichen Werdegang. Jedes Kapitel ist einer Pflanze, einem Vogel, einem Insekt, einem Säugetier oder auch einer Begegnung gewidmet. Dabei habe ich versucht, nicht nur Informationen über Lebewesen wie in einem wissenschaftlichen Artikel weiterzugeben, sondern auch Erfahrungen, Erlebnisse und Emotionen zu teilen.
Selbst etwas tun
Ich möchte daran glauben, dass man mit einem Buch, einer Zeitschrift oder einem YouTube-Kanal etwas verändern kann. Zumindest in unserem eigenen Einflussbereich. Die Welt von heute bietet einige Herausforderungen, ich glaube aber fest an die Kraft des eigenen Handels.»
Yann Bernardinelli hat die Aussagen von Julien Perrot zusammengetragen und aufbereitet.
Julien Perrot
wurde 1972 in Genf geboren und wuchs im ländlichen Allaman auf: am Fusse des künftigen Naturparks Jura vaudois, der zu seinem Spielplatz werden sollte. Fasziniert von der Schönheit der lebendigen Natur und besorgt über deren Zerstörung, gründete er als 11-Jähriger die Zeitschrift La Salamandre, aus der später ein Verlag wurde. Seither teilt er seine Leidenschaft für die Natur mit der Öffentlichkeit. Dabei setzt er auf diverse Formate, um zu einem umweltbewussten Verhalten anzuregen, und betätigt sich sowohl als Biologe als auch als Naturforscher, Verleger, Journalist, Youtuber und Schriftsteller. Sein neustes Buch «Une vie pour la nature» ist am 5. Mai erschienen.
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