«Meine erste klare Erinnerung an den Genfersee ist, dass ich hineingefallen bin – mitten im Winter. Da war ich etwa drei Jahre alt. Weil ich die Enten so spannend fand, bin ich zu nah herangegangen und ins eiskalte Wasser geplumpst. Meine Eltern gerieten in Panik und zogen mich sofort heraus. Eigentlich rechneten sie damit, dass ich Wasser von da an hassen würde. Passiert ist genau das Gegenteil. Vielleicht war diese frostige Erfahrung meine erste echte Begegnung mit dem See.
Diese Erinnerung markiert den Anfang einer stetig wachsenden Leidenschaft für Wasser und den Schwimmsport. Schon immer haben mich Wettkämpfe wie die Olympischen Spiele fasziniert. Die Fähigkeit der Athletinnen und Athleten, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen.
Vom Becken ins offene Wasser
Als ich mit dem Schwimmen begann, entwickelte sich diese Sportart rasch zu meiner grossen Passion. Zuerst schwamm ich im Becken und hatte einige regionale Erfolge. Eines Tages sah ich aber keinen Sinn mehr darin, Bahnen im Schwimmbad zu ziehen. Ich brauchte mehr, ich wollte die eigenen Grenzen sprengen. Das Freiwasserschwimmen gibt mir, wonach ich gesucht habe: einzigartige Herausforderungen und echte Freiheit. 2015 holte ich den ersten nationalen Titel und wurde Schweizer Juniorenmeister im 3000-Meter-Schwimmen.
Dank dieses Sports kann ich meine Leidenschaft gleichzeitig mit einem Thema verbinden, das mir sehr am Herzen liegt: nämlich dem Schutz der Gewässer und der Biodiversität.
75 Kilometer in Rekordzeit
Entstanden ist das Ganze mehr oder weniger zufällig. Mein Bewusstsein für Umweltthemen erwachte erst 2021, als ich mich auf die Durchquerung des Genfersees vorbereitete. Dabei entdeckte ich jede Menge Abfall im See: Reifen, Velos, Plastikflaschen ... Ich war erschüttert und fing an, mich zu informieren. So erfuhr ich, dass jedes Jahr über 50 Tonnen Plastik im Genfersee landen. Da wurde mir das Ausmass des Problems bewusst und dass dringend etwas getan werden muss. Als ich den ersten Rekord brach – ich schwamm die rund 75 Kilometer zwischen dem Château de Chillon und dem Bains des Pâquis in Genf in der Rekordzeit von 19 Stunden und 53 Minuten –, konnte ich viele Menschen für das Thema sensibilisieren. Nur reichte das noch nicht. Ich musste konkrete Aktionen starten, um etwas zu ändern.
Nach dem Genfersee folgte 2022 mein nächstes Projekt: die Durchquerung der fünf grössten Schweizer Seen in elf Tagen. 2023 nahm ich eine weitere Herausforderung in Angriff: einen Triathlon über 750 Kilometer von Ost nach West über die Alpen quer durch die Schweiz. Das Ziel war, Wasserproben aus zehn Bergseen zu entnehmen. Dieses Abenteuer brachte neue Erkenntnisse im Bereich Biodiversität, darunter den Nachweis chinesischer Quallen im St. Moritzersee.
Die Analyse der Umwelt-DNA der Seen habe ich gemeinsam mit Fachleuten und spezialisierten Labors durchgeführt. Gerade Bergseen werden oft vernachlässigt. Mittels der Proben wollen wir mehr über die Artenvielfalt in den Gewässern erfahren – eine Herkulesarbeit, bei der Forschende und NGOs mitwirken und die Datenvalidierung sicherstellen.
Sensibilisierung über sportliche Leistung
Ich liebe es, sportliche Leistungen mit Umweltengagement zu verbinden. So kann ich nicht nur wissenschaftliche Daten sammeln, sondern auch die breite Öffentlichkeit, Unternehmen und die Politik für diese grossen Herausforderungen mobilisieren. Der Sport wird zur Plattform für die Sensibilisierung und kann Menschen erreichen, die sich noch nicht so viele Gedanken um die Umwelt machen. Der Beweis, dass diese Strategie sehr viele Menschen inspirieren und abholen kann, ist meine Instagram-Community, die in einem Jahr von 70 000 auf über 400 000 Abonnentinnen und Abonnenten angewachsen ist.
2025 starte ich den zweiten Versuch zur Durchquerung des Mittelmeers von Calvi nach Monaco, die ich letztes Mal wetterbedingt abbrechen musste. Zudem kann ich hoffentlich die Ozeankonferenz der Vereinten Nationen in Nizza dafür nutzen, die Regierungen zur Ergreifung schärferer Massnahmen zum Schutz der Meere anzuregen. Mein Ziel ist es, konkrete Schritte zu bewirken, insbesondere für das Schutzgebiet Pelagos, das grösste Meeresschutzgebiet im Mittelmeer. Ein Gesetzesrahmen fehlt dort. Mit der Unterstützung internationaler Organisationen sowie Persönlichkeiten wie etwa Fürst Albert II. hoffen mein Team, unsere Partner und ich, die Gesetzgebung voranzubringen und die Staaten zum verstärkten Schutz dieses Gebiets zu veranlassen.»
Noam Yaron
Der 1997 in Morges geborene Noam Yaron ist Content-Creator und Schwimmsportler mit einer Begeisterung für extreme Herausforderungen. Er kombiniert Sport mit Umweltengagement und nutzt seine Bekanntheit in den sozialen Netzwerken, um für den Schutz der Gewässer und der Biodiversität zu sensibilisieren. Mit seiner Produktionsfirma «Noam Yaron Production» und als Unterstützer des Vereins «Association Objectif Environnement» ist er an grossen Umweltprojekten beteiligt.
Die Äusserungen von Noam Yaron wurden gesammelt und ausgewählt von Bathsheba Huruy.