«Mit meinem Vater waren Ferien in den Bergen eine Art Survival-Camp. Wir machten regelrechte Hardcore-Wanderungen und zelteten auch bei Dauerregen und Schnee. Ich habe zum Teil jämmerlich gefroren. Erst mit meinen eigenen Kindern zusammen habe ich die Natur neu für mich entdeckt. In den Ferien waren wir viel mit dem VW-Büssli campieren und in der Freizeit war mir wichtig, dass sich die Kinder im Grünen austoben konnten. Heute schaue ich darauf, dass ich jedes Wochenende rauskomme. Mindestens ins Naherholungsgebiet Langen Erlen bei Basel. Für mich ist vor allem der Wald sehr wichtig: das Grün, die Luft, die Gerüche, das Licht. Ich brauche einfach Bewegung in der Natur, um mich wohlzufühlen.
Daher schätze ich auch die Anlässe der Fachfrauen Umwelt sehr, deren Geschäftsleiterin ich bin. Wir verbinden unsere Generalversammlungen jeweils mit einem Besuch, beispielsweise in einer Gärtnerei, in einem nachhaltigen Betrieb oder in einem Naturschutzgebiet. Auch bei unseren Social Events sind wir draussen unterwegs. Das sind für mich immer echte Highlights, von denen ich total beschwingt nach Hause komme. Auch weil ich wieder so viele starke, interessante und vielseitige Frauen kennengelernt habe. Ich mag einfach Menschen, ihre Hintergründe, ihre Lebensgeschichten. Frauen- und Umweltthemen zu verbinden, gefällt mir sehr. Bei den Fachfrauen Umwelt ermöglichen wir Frauen in Umwelt- und Nachhaltigkeitsberufen, sich zu vernetzen. Wir organisieren und unterstützen Austausch, Treffen, Arbeitsplatzbesuche oder Weiterbildungsangebote. Zudem verfügen wir über einen Stellenpool, ein Mentoringprogramm und eine Expertinnen-Datenbank. Ein Ziel ist auch, Frauen in Umweltberufen und weibliche Umwelt-Expertinnen sichtbarer zu machen.
Für mich sind soziale Themen und Umweltthemen stark verknüpft.
Dort wo ich wohne, ist zum Beispiel die Belastung durch den Verkehr recht hoch. Daher habe ich mich unter anderem für Verkehrsberuhigung und mehr Begegnungsraum engagiert. Das ging zulasten von Parkplätzen – und hat vielen nicht gefallen. Ich versuche dann zu vermitteln, worum es geht und die Menschen ins Boot zu holen.
Aktuell bin ich bei «Dreirosen bleibt!» involviert: Wir wehren uns dagegen, dass der Bund im Zuge des Autobahnbauprojektes Rheintunnel eine für die Bevölkerung wichtige Freizeitanlage und Grünfläche für zehn Jahre zu einem Baustellenlager umfunktionieren will.
Da mir Klimaschutz wichtig ist, habe ich mich für die Basler Stadtklima-Initiativen engagiert, bei denen es darum ging, die Stadt zu begrünen und klimafreundliche Mobilität zu fördern. Bei der Klimagerechtigkeitsinitiative Basel 2030, die darauf abzielte, dass Basel klimaneutral wird, waren wir sogar erfolgreich: Die Stimmenden haben sowohl die ursprüngliche Initiative als auch den Gegenvorschlag Basel 2037 angenommen. Nach dem Stichentscheid wird nun der Gegenvorschlag umgesetzt.
Was der Klimawandel bewirkt, wird mir besonders deutlich, wenn ich mindestens einmal im Jahr im Aletschgebiet wandern gehe. Dort sehe ich eins zu eins, wie sich die Umwelt verändert: Der Permafrost taut, es entstehen Risse, mehr und mehr Wanderwege sind gesperrt. Das macht mir jedes Mal aufs Neue bewusst, dass wir sorgsam mit der Natur umgehen müssen. Für mich bedeutet das auch, den Zwang zu unbegrenztem Wachstum, auf dem unser Wirtschaftssystem aufbaut, kritisch zu hinterfragen, auch unseren Konsum, wie wir leben und was für uns Lebensqualität bedeutet. Letztlich sägen wir ja am Ast, auf dem wir sitzen.»
Heidi Mück
Heidi Mück ist 1964 in Basel geboren und lebt dort heute im Quartier Klybeck, direkt an der Grenze zu Kleinhüningen. Sie ist Mutter von drei Söhnen und zweifache Grossmutter. Mück war ursprünglich Rhythmik-Lehrerin und arbeitete danach 20 Jahre als Gewerkschaftsfunktionärin im Bildungsbereich. 2015 suchte und fand sie eine neue Herausforderung: Sie übernahm die Geschäftsleitung der Fachfrauen Umwelt. Der Verein, der mehr als 1000 Mitglieder zählt, vernetzt Frauen aus den verschiedensten Umwelt- und Nachhaltigkeitsberufen. Zudem engagierte sich Heidi Mück stets politisch. Sie ist langjähriges Mitglied im Grossen Rat des Kantons Basel-Stadt.
Weiterführende Informationen
Fachfrauen Umwelt