Schon heute sind in der Schweiz längere Trockenperioden keine Ausnahme mehr. Besonders die Sommer 2003, 2015, 2018 und 2022 haben deutlich gemacht, wie weitreichend die Folgen ausbleibender Niederschläge sein können: verdorrte Felder, sinkende Pegel in Flüssen, schwindende Grundwasservorräte. Wissenschaftliche Modelle zeigen, dass sich dieser Trend bis 2060 verstärken wird: Weniger Regen im Sommer, gleichzeitig mehr Verdunstung durch steigende Temperaturen. Der Boden trocknet aus, die Vegetation leidet. Die längste niederschlagsfreie Trockenperiode im Sommer dauert heute im Mittel etwa 11 Tage. Bis 2060 könnte im Sommer bis zu einem Viertel weniger Regen fallen und die längste niederschlagsfreie Trockenperiode rund 20 Tage dauern.
Landwirtschaft unter Druck
Die Landwirtschaft spürt die Trockenheit besonders früh. Wasserintensive Kulturen wie Kartoffeln oder Mais geraten in Schwierigkeiten, Ernteausfälle häufen sich. Besonders problematisch ist dies in empfindlichen Wachstumsphasen der Pflanzen. Auch die Futtermittelproduktion für die Tierhaltung leidet: Sie ist in trockenen Sommern um bis zu 25% eingebrochen. Zahlreiche Landwirtinnen und Landwirte mussten Tiere früher von der Alp abziehen oder Futter vom Tal auf die Alpen bringen, weil zu wenig Raufutter verfügbar war. Bisher wird nur ein kleiner Teil der Schweizer Landwirtschaft bewässert – meist für Gemüse und Obst. Doch das Bewässerungspotenzial ist begrenzt, sowohl technisch als auch wirtschaftlich. Zukünftig braucht es trockenheitsresistente Sorten, besser gespeicherte Böden und eine angepasste Anbauplanung.
Viele Arten und Ökosysteme in der Schweiz reagieren empfindlich auf Hitze, Trockenheit und andere klimabedingte Veränderungen. Besonders aquatische Lebensräume und Feuchtgebiete sind betroffen: Steigende Temperaturen führen zu höheren Wassertemperaturen und verändern die Dichteschichtung der Seen. Dadurch nimmt die vertikale Durchmischung der Wasserschichten ab – Nährstoffe reichern sich an, während der Sauerstoffgehalt sinkt.
Wald in Gefahr
Auch der Schweizer Wald, ein Drittel der Landesfläche, leidet zunehmend. Viele Bäume – allen voran die wirtschaftlich bedeutende Fichte – reagieren empfindlich auf Trockenheit. Schäden häufen sich, die Schutzfunktion der Wälder vor Naturgefahren wie Lawinen und Steinschlag nimmt ab. Bereits jetzt ist die Zahl der Waldbrände gestiegen, besonders in trockenen Regionen wie dem Tessin, dem Wallis oder den Südtälern Graubündens.

Fichten leiden unter der Trockenheit, ihre Schutzfunktion ist beeinträchtigt. © Severin Bigler/Lunax/BAFU
Trinkwasser und Energie
Die öffentliche Wasserversorgung ist bislang robust. Rund 80% des Trinkwassers stammen aus Grundwasser, das weniger schnell auf Wetterschwankungen reagiert. Doch auch hier gibt es Warnzeichen: Wo Grundwasservorkommen im Austausch mit Flüssen stehen, können Trockenperioden die Mengen und die Qualität des Trinkwassers beeinträchtigen. Besonders kleinere oder oberflächennahe Systeme reagieren sensibel. Auch die Energieversorgung bleibt nicht unbeeinflusst. Zwar ist die Stromproduktion im Sommer derzeit weniger gefährdet – durch Sonne und Import lässt sich ein Teil kompensieren. Kritisch kann es werden, wenn Speicherseen im Herbst nicht genügend gefüllt sind. Dann fehlt im Winter Wasser zur Stromproduktion. Zusätzlich wächst der Konkurrenzdruck: Landwirtschaft, Löschwasserreserven, Energie – alle brauchen das gleiche knapper werdende Gut.
Niedrige Wasserstände im Rhein
Ein weiterer Sektor, der unter niedrigen Wasserständen leidet, ist die Rheinschifffahrt. Bei Niedrigwasser können Schiffe nicht mehr voll beladen werden, Lieferketten geraten ins Stocken. Über die Rheinhäfen werden heute rund 10% aller schweizerischen Importe und Exporte abgewickelt. Die Bedeutung der Rheinschifffahrt hat in den letzten Jahrzehnten abgenommen, doch für bestimmte Güter wie Rohöl, Baustoffe oder schwere Maschinen bleibt sie zentral.