Die Schweiz gehört punkto Abfallproduktion zu den Spitzenreitern in Europa. Dies betrifft auch Möbelstücke, von denen wir jährlich bis zu einer Million Tonnen wegwerfen. Könnte man das verhindern? Ja, meint eine Firma aus Tavannes BE, die nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft handelt.
Weg vom Wegwerfen
Wir Schweizerinnen und Schweizer produzieren eine riesige Menge an Sperrmüll. Unzählige, meist noch intakte Möbelstücke werden jährlich weggeworfen und verbrannt. Ein Grossteil davon ist Schul- und Büroeinrichtung, die einer Modernisierung oder Umstrukturierung zum Opfer fällt.
«Wir holen Rohstoffe aus dem Boden, um daraus Produkte zu machen, die wir wegwerfen, sobald wir sie nicht mehr brauchen: nehmen – herstellen – wegwerfen», meint Ellen MacArthur, «Das nennt sich lineare Wirtschaft, und die gilt es zu verändern.»
Die Linie zum Kreis biegen
Der Grundgedanke der Kreislaufwirtschaft ist einfach: Nichts geht verloren, alles wird wiederverwendet. Bestehende Materialien und Produkte werden so lange wie möglich benutzt, repariert, aufgearbeitet und weitergegeben. Kurz: Der Lebenszyklus eines Produktes wird verlängert, Abfälle auf ein Minimum reduziert. Auch nachdem ein Produkt das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat, verbleiben seine Ressourcen und Materialien so weit wie möglich in der Wirtschaft.
«Nötig sind aber nicht nur technologische Lösungen, es braucht auch soziale Innovationen und neue gesellschaftliche Werte und Normen, die ein nachhaltiges Produzieren und Konsumieren unterstützen. Das findet auch der Unternehmer Roland Zaugg, der vor rund 13 Jahren die Möbelfirma Zesar.ch AG im Berner Jura übernahm.
Veni, vidi, salvavi
Warum sein Unternehmen, das vor über 90 Jahren gegründet wurde, Zesar heisst, das weiss Inhaber Roland Zaugg nicht. Dafür weiss er eine ganze Menge über die Kreislaufwirtschaft: «Zesar.ch beherrscht den gesamten Lebenszyklus seiner Produkte.» Das bedeutet, dass der Möbelhersteller vom ersten Bleistiftstrich bei der Planung bis zur Auslieferung der fertigen Stücke «alles selbst und vor Ort aus umweltfreundlichen Schweizer Materialien und mit Ökostrom macht», erzählt Philippe Lehmann, der seit 11 Jahren bei Zesar tätig und Mitinitiator der neusten Innovation ist: Das Mietmöbelsystem für Schulen, genannt «Schulmobiliar im Monatsabo».
«Wir haben dieses Projekt vor fünf Jahren aus einem einzigen Grund ins Leben gerufen», meint der Verkaufsleiter. Wenn man den Kreislauf nämlich wirklich beherrschen wolle, müsse man ihn fest im Griff haben, um sicherzustellen, dass alle Materialien weiterverwendet werden.
Mit «Schulmobiliar im Monatsabo» bietet Zesar Schulen die Möglichkeit, qualitativ hochwertige und ergonomische Möbelstücke für einen gewünschten Zeitraum zu nutzen. «Wenn das Abo ausläuft und nicht verlängert wird, dann holen wir die Möbelstücke ab und kontrollieren sie», erzählt Philippe Lehmann. Kleinere Schäden werden vor Ort in Tavannes ausgebessert. Danach bringt Zesar die Stühle, Tische, Schränke, und so weiter wieder in Umlauf. «Diese sind übrigens so konzipiert, dass sie einerseits zeitlos sind, andererseits dem neusten Lehrplan entsprechen, aber von uns auch problemlos modernisiert werden können», sagt der Verkaufsleiter.
Aber was passiert, wenn etwas mal wirklich kaputt ist? «Die Gestelle sind praktisch unzerstörbar», lacht Lehmann, «wenn aber zum Beispiel eine Tischplatte definitiv unbrauchbar ist, dann geht sie zurück zu dem umweltfreundlichen Schweizer Lieferanten, von dem wir sie haben, und wird dort recycelt.» Das oberste Ziel sei eine möglichst lange Lebensdauer mit einem minimalen Ressourceneinsatz. So dreht denn der Kreis endlos weiter, wie es sich für einen richtigen Kreis eben gehört. Und den Schulmöbeln stehen noch viele spannende Jahre in verschiedenen Klassenzimmern bevor.